Schwangerschaftsupdate – Bauchgefühl vs. moderne Technik

Ja, lange gab es hier zum Thema Schwangerschaft nichts zu lesen. Es war insgesamt etwas ruhiger hier, wie euch vielleicht aufgefallen ist. Meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht, ist mir wirklich schwer gefallen. Nein, eigentlich ging es gar nicht.

Heute ist allerdings ein guter Tag und den will ich nutzen. Macht euch also gefasst auf lange Bandwurmsätze und eventuell wirre Gedanken, die aus meinem Kopf direkt zu euch wandern.

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Zwei Tage vor Weihnachten steht mal wieder ein Vorsorgetermin an, ein „großer“ inkl. Screening. Bisher gibt es in dieser Schwangerschaft keinen Anlass zu Sorge. Deshalb marschiere ich auch mit guter Laune in die Praxis. Beim CTG ist alles noch in bester Ordnung. Und auch als der Doc mit dem Ultraschall beginnt, höre ich zunächst nur, wie gut doch alles aussähe. Dass er irgendwann ruhiger wird, kaum noch was erklärt und Messungen wiederholt, bemerke ich anfangs gar nicht. Erst als er meint, er müsse die ganzen Messdaten noch mal prüfen und mit den alten Werten vergleichen, kommt bei mir die erste Unsicherheit auf. Als wir dann gebeten werden, ihm in ein anderes Sprechzimmer zu folgen, werde ich nervös. Ich kann seinen Worten kaum folgen, höre nur leise die Worte „Es muss nichts schlimmes bedeuten,“ umso lauter dafür das „ABER“, welches dann folgt.

Zu klein, zu wenig zugenommen, evt. eine Wachstumsstörung, erhöhter Widerstand der Nabelschnur. Ich soll früher als geplant zur Kontrolle kommen, damit sichergestellt wird, dass die kleine Bauchbewohnerin in meinem Bauch wirklich besser aufgehoben sei als draußen. Worte wie „reine Vorsichtsmaßnahme“ oder „Machen Sie sich jetzt bitte nicht allzu große Sorgen.“ prallen einfach von mir ab.

Die nächsten Stunden und Tage sind alles andere als entspannt, weil ich zu Hause natürlich alles mit Hilfe von Dr. Google in Erfahrung bringen muss, was es zu lesen gibt. (Immerhin bin ich inzwischen so klug, in solchen Situationen kein Forenbeiträge zu lesen. Wer weiß in welchem mentalen Zustand ich sonst das Weihnachtsfest verbracht hätte.) Schlaue oder nett gemeinte Sprüche wie „Dann iss mal mehr.“, „Ach, das holt sie beim nächsten Mal schon wieder auf.“ oder „Du bist doch auch klein und zierlich.“ werden von mir lediglich mit abfälligen Blicken oder schnippischen Kommentaren gewürdigt.

Zum Glück ist die kleine Madame bis zum nächsten Termin sehr aktiv und so bekomme ich wenigstens stets die Bestätigung, dass es ihr augenblicklich gut geht. Das allein macht meine Sorgen in der Zwischenzeit erträglich.

Beim nächsten Termin ist dann glücklicherweise keine Rede mehr vom erhöhten Widerstand der Nabelschnur, die weiterhin geringe Gewichtszunahme des Babys lässt den Doc allerdings noch immer zweifeln, ob alles in Ordnung ist. Und so überweist er mich zum Einholen einer zweiten Meinung zu einem anderen Facharzt. Zwar wieder mit der Ansage „reine Vorsichtsmaßnahme“, doch meine Unsicherheit ist natürlich sofort zurück.

In den kommenden Tagen bin ich hin- und hergerissen. Eine Wachstumsstörung könnte von „unbedeutend, weil das Kind alles in den kommenden zwei Jahren aufholt“  über Frühgeburt, bis hin zu langfristigen Anpassungsstörungen oder gar Behinderungen eigentlich Alles bedeuten. Ungenaue Messwerte wären ebenso eine Möglichkeit. Wie oft hört man, dass Kinder bei der Geburt dann doch deutlich mehr oder weniger wiegen als geschätzt?! Eins ist bei jedem Gedankengang jedoch gleich. Das Bewusstsein, dass ich nichts daran ändern kann und Gewissheit erst nach der Geburt herrschen wird. Diese Erkenntnis ist ätzend und ernüchternd zugleich. Wie soll ich denn so die restliche Schwangerschaft genießen?

Eine Frage beschäftigt mich deshalb sehr. Tun mir diese ganzen zusätzlichen Untersuchungen überhaupt gut? Mir ist klar, dass der Arzt mir solche Dinge nicht verschweigen oder leichtfertig hinnehmen darf. Auch dass er dazu verpflichtet ist sich abzusichern, sobald irgendwelche Zweifel bestehen. Und doch ist da das Gefühl, dass mir weniger Wissen und Technik an dieser Stelle manchmal lieber wären.

Ich verzichte seit meiner ersten Schwangerschaft bewusst auf einige Zusatzuntersuchungen. Ich habe beim Arzt zum Beispiel keine Flatrate zum Baby angucken gebucht und auch gegen die Nackenfaltenmessung haben wir uns entschieden. Warum? Mein Baby auf dem Monitor zu betrachten ist zwar in der Tat wunderschön und ich kann auch alle werdende Eltern verstehen, für die es beim Arztbesuch kaum etwas Spannenderes gibt. Dennoch entgeht mir natürlich nicht, was für eine Aufruhe nach jeder Untersuchung mit CTG und Ultraschall in meinem Bauch herrscht. Die kleine Bauchbewohnerin findet das alles nämlich alles andere als spannend. Warum also sollte ich ihr das häufiger als nötig „antun“?
Außerdem gibt es viele Dinge, wie die nun vermutete Wachstumsstörung, die ich auch bei aller Anstrengung oder Disziplin während der Schwangerschaft nicht ändern kann. Eine wunderschöne Schwangerschaft wird mit vielen Mutmaßungen vorzeitig beendet und eine Zeit der Anspannung bis zur Gewissheit ist vorprogrammiert.
Ein weiterer und wie ich finde, sehr wichtiger Grund gegen das Babywatching und Abklopfen sämtlicher Eventualitäten hinsichtlich möglicher Erkrankungen, ist aber tatsächlich der Verlust des Bauchgefühls. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, doch mit jedem „Aber…“ des Arztes, und mit jeder daraus resultierenden  zusätzlichen Untersuchung, ging in den vergangenen Wochen etwas davon verloren. Und es dauerte immer ein Weile, bis ich wieder mehr darauf höre und vertrauen konnte.

Kurz vor der Untersuchung beim besagten zweiten Arzt hat sich mein Bauchgefühl das Sagen gerade zurückerobert und so kann ich halbwegs entspannt die Praxis betreten. Die kleine Bauchbewohnerin ist weiterhin sehr aktiv und auch mein wachsender Bauch bestärkt mich jeden Tag in dem Gefühl, zu große Sorgen seien unnötig. Glücklicherweise kann ich die Praxis auch mit dem gleichen Gefühl wieder verlassen. Der zweite Arzt bestätigt zwar das Fliegengewicht des Babys. Da die Kleine aber zunimmt und sämtliche anderen Werte sehr gut sind, geht er davon aus, dass keine Wachstumsstörung vorliegt. Er hat eine weitere Untersuchung angeboten, für den Fall, dass mich das beruhigen würde. Ich werde mit meinem Arzt natürlich über diese Option sprechen, denke aber, dass ich für letzten sechs Wochen nun lieber zum normalen Untersuchungs-Rhythmus zurückkehren möchte.

Ich will mich in den letzten Wochen meiner Schwangerschaft nicht weiter verunsichern lassen. Ich will die Zeit mit meinem Baby im Bauch einfach nur genießen und der Kugel beim wachsen zusehen. Ich will nicht von einem Arztbesuch zum nächsten fiebern, um eine hoffentlich beruhigende Nachricht zu empfangen. Ich möchte meinem Bauch vertrauen. Denn der sagt mir im Augenblick, dass alles gut wird.

12 Gedanken zu “Schwangerschaftsupdate – Bauchgefühl vs. moderne Technik

  1. Zum Glück kannst du auf dein Bauchgefühl hören! Das ist eine Fähigkeit die viel erst wieder antrainiert werden muss! Diese ganzen Herzton Überwachungs Babyphone sind doch auch schiere Angstmacherei! Wir können eh nicht alles kontrollieren und sollten lieber lernen mit bestimmten Dingen umzugehen, dann fallen wir auch in kein tiefes Loch bei einer schlechten Nachricht. Ich drück dich und glaube dir und deinem Bauchgefühl, dass alles gut geht!
    Liebste Grüße
    Katja

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    • Danke! Ich hoffe auch die Oberhand bleibt nun beim Bauchgefühl. Stimmt, daran, dass es nach der Geburt mit der ganzen Panikmache bestimmt gleich weitergeht, hab ich noch gar nicht gedacht 😉 Dann werd ich mich seelisch schonmal wieder darauf einstellen.

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  2. Hallo, unbekannterweise drücke ich die Daumen, dass Du weiter in engem Kontakt zu Deinem Bauch bleibst! Ich hatte mein Gefühl während der Schwangerschaft mit meiner Tochter komplett verloren vor lauter Unsicherheit-im Nachhinein hätte ich lieber gar nichts gewusst und die Zeit mit Kugel ausgiebig genießen wollen.,,Alles Liebe für Dich und viele Grüße!

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    • Oh, das klingt ja danach, dass du dich auch diversen zusätzlichen Untersuchungen unterziehen musstest. Genau dass ist auch mein Gedanke. Was auch kommen mag. Erstmal möchte ich die letzten Wochen mit dickem Bauch genießen. Sorgen macht man sich danach noch genug, egal ob mit gesundem Kind oder nicht. Liebe Grüße!

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      • Naja, wir haben bis auf den regelmäßigen Ultraschall alles abgelehnt, was uns noch so angetragen wurde. Das verflixte ist ja, dass alles, was einem „zur Sicherheit“ angeraten wird, letztendlich genau das Gegenteil von Sicherheit bringt. Bei den meisten Untersuchungen können die Ärzte dann häufig doch nur eine Wahrscheinlichkeit von irgendwas attestieren, dessen Konsequenzen dann wiederum niemand vorauszusagen wagt. Genau, lass Dich nicht beirren, egal was sein wird, genieße die Zeit mit deinem Kind im Bauch!!!

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  3. Es freut mich sehr, dass bei euch alles ok ist und du dich wieder auf dein Bauchgefühl verlassen kannst! Die Ärzte können einen schon ziemlich verunsichern. Deine Geschichte erinnert mich sehr an mich, nur dass es da umgekehrt ist: Die Kleine ist schwerer als normal, was mich nun irgendwie verunsichert und mir geht es da ähnlich wie dir, es ist einfach eine „blöde“ Situation, weil man sie in keinster Weise beeinflussen kann, denn ich esse nicht übermäßig viel und achte extrem auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung.
    Naja, ändern kann man es nicht und lassen wir uns beide einfach nicht von den Ärzten verunsichern. Alles Gute wünsche ich dir für die weitere Schwangerschaft 🙂

    LG, Katja

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    • Was bedeutet denn zu schwer? Einfach, dass es kompliziert mit einer spontanen Entbindung wird oder auch gesundheitlich problematisch fürs Kind? Es ist echt doof, dass man sich selbst dann ständig fragt, was man hätte besser machen können. Wie lange musst du denn noch durchhalten? Liebe Grüße!

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